Auch am 8. März 2025 haben wir uns an der Demonstration des Demobündnisses 8. März angeschlossen, durften eine Banner-Aktion am Hauptplatz durchführen und eine Rede halten. Hier findet ihr unsere Rede zum Nachlesen:

Diese Banner stehen für die 27 Femizide, die 2024 stattgefunden haben, und die 4 Femizide (Stand 8. März 25), die in diesem Jahr bereits in Österreich stattgefunden haben. Wir werden nun eine Schweigeminute für diese Frauen* und für alle Opfer von Femizid auf der ganzen Welt einlegen.
Wir könnten uns verletzbar und angreifbar fühlen, wenn wir mit der Realität dieser Morde und der 37 versuchten Morde (im Jahr 2024) sowie mit unzähligen Akten geschlechtsspezifischer Gewalt konfrontiert werden. Es ist verständlich, dass man sich verletzbar oder ängstlich fühlt. Aber diese Gewalt ist nicht unvermeidlich. Diese Gewalt ist nicht natürlich. Diese Gewalt ist Resultat des Patriarchats. Sie ist das Resultat von patriarchalen Strukturen und sozialen Normen. Gemeinsam haben wir die Macht, sie zu ändern.
Es sind beängstigende Zeiten, die wir als Frauen, als FLINTA*-Menschen durchleben. Ich möchte etwas über Angst sagen, denn Angst kann manipuliert und als Waffe gegen die falschen Menschen eingesetzt werden. Und wir dürfen die Ängste, die wir angesichts dieser Gewalt haben, nicht in die falsche Richtung lenken.
Es ist erschreckend, wie viele Menschen hier in Österreich glauben, dass Femizid nur von Migranten oder Muslimen oder men of colour begangen wird. Und wenn Männer aus diesen Gruppen Frauenmorde begehen, werden sie als Vertreter aller Migranten, Muslime oder men of colour gesehen. Wenn weiße, österreichische Männer einen Femizid begehen, repräsentieren sie niemals ihre gesamte Ethnie oder Nationalität. Wir haben es schon tausendmal gesagt, aber wir werden es noch einmal sagen: Femizid und geschlechtsspezifische Gewalt kommen in jedem Land der Welt vor, in allen Religionen, in allen Ethnien und in allen sozialen Schichten. Das Problem heißt Patriarchat! Men of colour zum Sündenbock zu machen, ist rassistischer Schwachsinn und lenkt von den wahren Ursachen dieser Gewalt ab.
Ein weiteres Ablenkungsmanöver ist die ganze bizarre Panikmache gegen Transmenschen. Ich habe vor vielen Dingen Angst, aber davor, dass Trans-Menschen auf die Toilette gehen, bestimmt nicht. Tatsächlich brechen Trans-Personen seit jeher genau die binären Vorstellungen über Geschlecht auf, die hinter geschlechtsspezifischer Gewalt stehen und die uns allen unser Leben lang geschadet haben. Das Mindeste, was wir tun können, ist, sie in Ruhe pinkeln zu lassen. Die Rechten lieben es besonders, Angst vor Transmenschen und Migranten zu schüren, während sie selbst patriarchale Leitbilder und eine Politik vorantreiben, die die Errungenschaften des Feminismus um Jahrzehnte zurückwerfen. Manchmal versuchen die Rechten, sich als Beschützer bestimmter Arten von Frauen – weiße Frauen, österreichische Frauen, europäische Frauen – zu tarnen, während sie diejenigen angreifen, die am verletzlichsten sind: Migrantinnen, behinderte Frauen, women of colour, Trans-Frauen und andere queergeschlechtliche Identitäten. Wir dürfen uns nicht spalten lassen.
Es ist verständlich, dass man angesichts der enormen rechtsextremen und faschistischen Zuwächse auf der ganzen Welt Angst verspürt. Sie stärken das Patriarchat und stellen eine ernsthafte Bedrohung für alle Frauen und genderqueeren Menschen dar, da sie unsere körperliche Selbstbestimmung und unsere Menschenrechte angreifen. Aber wir dürfen uns nicht von der Angst beherrschen lassen. Wir dürfen uns nicht spalten lassen. Wir dürfen nicht den Kopf einziehen und uns zurückziehen. Die Wurzeln des heutigen Tages liegen in den Kämpfen und Streiks der arbeitenden Frauen – sie haben sich nicht zurückgezogen. Wer sich zurückzieht, lässt sie im Stich. Wer sich zurückzieht, lässt diejenigen von uns im Stich, die am meisten von Gewalt und Diskriminierung bedroht sind. Ein Rückzug bedeutet, dass wir uns selbst im Stich lassen.
Die Femizid-Banner sind von weiteren Bannern umgeben, auf denen Forderungen zu lesen sind. Forderungen dazu, was sich ändern muss, um diese Gewalt zu beenden, und Ideen zu dem, was wir tun können, um diese Veränderungen herbeizuführen. Ja, es gibt viel zu tun, aber wir können es auch anders sehen: Es gibt so viel, wasgetan werden kann. Und niemand von uns muss es allein tun.
Die Maßnahmen, die wir in unserem eigenen Leben und in unseren Gemeinschaften, an unseren Arbeitsplätzen, in unseren Familien und Organisationen ergreifen, sind keine isolierten Handlungen – sie sind Teil eines riesigen Widerstandsmusters. Ihr seid nicht allein. Es gibt viele von uns, die bereits kämpfen. Und wir weigern uns, uns spalten zu lassen, wir weigern uns, unsere Angst in die falsche Richtung zu lenken, wir weigern uns, uns zurückzuziehen. Wir werden weiterhin furchtlos und laut für eine Welt kämpfen, in der niemand aufgrund seines Geschlechts diskriminiert wird, Gewalt erfährt oder ermordet wird und in der Frauen und Menschen in all ihren unterschiedlichen und schönen Ausprägungen von Geschlecht wirklich frei sind.