
Die Walpurgisnacht gilt traditionell als die Nacht, in der Hexenumtriebe stattfinden. Die Vorstellung, dass sich Frauen zum Tanz mit dem Teufel treffen, ist beeinflusst von den Beschreibungen des Hexensabbat in der Literatur des 15. und 16. Jahrhunderts. Die Walpurgisnacht selbst geht zurück auf die heilige Walpurga, die im Mittelalter am 1. Mai heiliggesprochen wurde und in der Vorbereitung auf die Feierlichkeiten wurden in der Nacht davor z.B. Glocken geläutet, um Hexen abzuwehren und zu vertreiben.
Aus feministischer Perspektive ist die Verbindung von Kapitalismus und Hexenverfolgungen relevant. Im Zuge der Entstehung des Kapitalismus wurden gemeinschaftliche Lebensweisen zunehmend zerstört. Frauen die z.B. in der Selbstversorgung, in der Heilkunde oder Kräuterkunde in ihren Communities tätig waren, wurden der Hexerei bezichtigt, um die als Produzentinnen zu entmündigen. Die vergeschlechtliche Arbeitsteilung im Kapitalismus sieht nämlich vor, dass Männer in der Produktion tätig sind, also in der bezahlten Arbeit, während Frauen in der Reproduktion tätig sind, also in der unbezahlten und unsichtbar gemachten Arbeit. Es gab viel Widerstand seitens der Frauen und insbesondere politisch aktive Frauen fielen den Hexenverbrennungen zum Opfer. Die Hexenverfolgungen werden aus feministischer und antikapitalistischer Perspektive als Durchsetzungsversuch der kapitalistischen Lebens- und Arbeitsweise mitsamt der darin enthaltenen Geschlechterungleichheit gesehen. Durch die Kontrolle ihrer Arbeit, ihrer Selbstbestimmung und ihrer Körper sollte zudem eine Disziplinierung der Arbeiter*innenklasse gesamt stattfinden.
Auch in Graz und Umgebung fanden Hexenverfolgungen statt. Heute gibt es noch Hexenverfolgungen in Teilen der Welt wie z.B. Gebiete in Afrika oder Asien, wo vor allem armutsbetroffene Frauen, ältere Frauen, Witwen oder Frauen aus marginalisierten Gruppen davon betroffen sind.
In der Walpurgisnacht vereinen sich somit der Kampf gegen patriarchale Gewalt und Femizide und der Kampf gegen die kapitalistische Arbeits- und Lebensweise.
Wir möchten uns am 30. April 2025 um 19 Uhr am Karmeliterplatz Graz treffen (all genders welcome) um den Frauen zu gedenken, die bei den Hexenverfolgungen in Graz und Umgebung getötet wurden. Darüber hinaus möchten wir öffentlichen Platz einnehmen, den Karmeliterplatz verzaubern und eine witchy Atmosphäre schaffen, um auf die Verbindung von Kapitalismus und Geschlechterungerechtigkeit aufmerksam zu machen.