Als feministisches Streik-Kollektiv widmen wir uns auch dem Thema Frauen*, Mädchen, Lesben, Inter- Nonbinäre und Transpersonen auf der Flucht. Was hat das mit der Forderung nach einem sicheren Hafen in Graz oder der Forderung nach der Öffnung von Grenzen und der Zerstörung der Festung Europa zu tun? Wir finden sehr viel! Aufgrund der mehrfachen Schutzbedürftigkeit und Diskriminierung die Flinta*-Personen erfahren, ist die Flucht, das Leben in überfüllten Camps, besetzten Häusern oder Wäldern oder die mangelnden Hygiene und fehlende Privatsphäre für Hygiene besonders prekär. Neben den schrecklichen Erfahrungen, die alle Menschen auf der Flucht machen müssen, sind FLINTA* zusätzlich sexualisierter psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt und stärker gefährdet Opfer von illegalem Menschenhandel zu werden. 2013 waren nach Angaben des Flüchtlingswerks der Vereinten Nationen UNHCR knapp die Hälfte aller Flüchtlinge weltweit Frauen und Mädchen. Sie verlassen ihre Heimat aus denselben Gründen wie Männer: zerbombte Städte und Dörfer, kein Wasser, kein Strom, ein zerstörtes Leben, politische Unterdrückung. Hinzu kommen sogenannte geschlechtsspezifische Gründe, wie Marei Pelzer von der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl sagt: häusliche Gewalt, Zwangsverheiratungen, Genitalbeschneidungen, Ehrenmorde.
Ein Video von WISH (Women in Solidarity House) auf Lesvos, das am 22. Juli 2020 produziert wurde, zeigt eine Momentaufnahme bevor sich die Situation auf Lesvos für die Menschen, die gezwungen sind in Moria zu leben noch einmal dramatisch verschlechtert hat. Wir finden die Aufnahmen zeigen ganz genau warum die einzige politische Forderung sein kann, die Grenzen zu öffnen. Aber genug von uns, lassen wir die Frauen* aus Moria selbst erzählen:
Unser Streik endet nicht an den Grenzen Europas!
Jeder Mensch soll ohne bürokratische Hürden das Recht haben, gemeinsam mit Partner*innen, Freund*innen und Familie in Österreich zu leben und dabei dieselben Rechte erhalten, wie jene mit österreichischem Pass. Wohnungen, die leer stehen, sollen zu Wohnraum für jene werden, die sie benötigen.
Wir fordern die Entkriminalisierung von ziviler Seenotrettung und die Abschaffung von Frontex sowie die Auflösung von allen Lagern an den EU-Außengrenzen. Insbesondere geschlechtsspezifisch gefährdete Flüchtende sollen aktiv unterstützt werden. Wir kämpfen gegen rechtsextreme und konservativ-bürgerliche rassistische Propaganda. Wir fordern die Gesellschaft dazu auf, gegen rassistische Hetze in Medien, von Politiker*innen und in Form von Gesetzen zu kämpfen – zu Hause, im Alltag, auf der Straße, auf der Arbeit.
Im Zuge der wöchentlichen Kundgebungen der Seebrücke Graz bei denen wir uns beteiligt haben, haben wir dabei und dafür eine Soundcollage entwickelt, in der verschieden Frauen* zu Wort kommen und ihre persönliche Geschichte erzählen. Die Geschichten sind anonymisiert eingesprochen worden. Hört sie euch an:
“Wir solidarisieren uns mit Menschen auf der Flucht. Wir fordern einen sofortigen Abschiebestopp, bedingungloses Bleiberecht und Bewegungsfreiheit für alle!
Ein gutes Leben für alle ist möglich- ein gutes Leben für alle ist feministisch!“