Feministischer Streik heißt: Mit gesellschaftlichen Zwängen brechen, es sich gut gehen lassen. Wir werden all die Zeit, die wir sonst mit unbezahlter und unsichtbar gemachter Arbeit verbringen, anders nutzen – um uns zu vernetzen, um Ideen für eine bessere Gesellschaft auszutauschen, Widerstand zu leisten oder einfach mal zu chillen. 2020 ist nur der Anfang einer langen und massenhaften feministischen Bewegung.
Von Argentinien bis Indien, von Nigeria bis Spanien, von Thailand bis Polen – von Jahr zu Jahr wächst die feministische Bewegung und gewinnt an Kraft. Nachdem in den letzten Jahren in vielen Orten zum feministischen Frauen*Streik aufgerufen wurde, soll nun auch in Graz am 12. Juni gestreikt werden.
Gründe zum Streiken gibt es mehr als genug: Nach wie vor kümmern wir uns unbezahlt um Kinder und Angehörige, putzen, kochen und leisten wichtige emotionale Care-Arbeit. Ein großer Teil der Arbeit von Frauen* geschieht somit in den eigenen vier Wänden. Er wird ins Private verlegt, unsichtbar gemacht und oft gar nicht als „richtige“ Arbeit anerkannt. Das bisschen Haushalt, so die Erzählung, macht sich doch von allein. Neben dem „bisschen Haushalt“ gehen zahlreiche Frauen* ganz im Sinne der kapitalistischen Verwertungslogik auch noch einer Lohnarbeit nach. Sie sind damit einer massiven Mehrfachbelastung ausgesetzt. Insbesondere migrantische FLINT*‘s of Color müssen die durch neoliberale Kürzungspolitiken entstehenden Versorgungslücken mit ihrer Mehrarbeit schließen. Wir sagen klar: Unsere unsichtbare Arbeit hält die Gesellschaft am Laufen – lasst es uns sichtbar machen – Wenn wir streiken, steht die Welt still!
Zusätzlich zu dieser Belastung steigt weltweit die Gewalt an Frauen* und queeren Menschen. In Südamerika gehen seit einigen Jahren hunderttausende FLINT*’s gegen Femizide und sexistische Gewalt auf die Straße. Belästigungen und Übergriffe sind aber auch in Österreich die traurige Normalität: Im Jahr 2019 sind in Österreich 34 Frauen* durch ihren aktuellen oder ehemaligen Partner umgebracht worden. Die zahlreichen gewalttätigen Übergriffe auf Trans*-Personen und Queers werden nicht dokumentiert.
„In der Krise halten Frauen die Gesellschaft am Laufen“ – so titelten in den letzten Wochen zahlreiche Blätter. Wir sagen: Die Corona-Krise macht patriarchale Strukturen, die schon lange bestehen, verschärft sicht- und spürbar. Schließt euch am 12.Juni beim feministischen und Frauen* Streik an. Der 12.Juni ist nicht irgendein Tag – bis zu diesem Tag arbeiten Frauen* in Österreich unbezahlt, sofern unbezahlte Hausarbeit, Pflege von Angehörigen und Sorgearbeit für Kinder sowie die schlechtere Bezahlung in den Berufen, die häufiger von Frauen* besetzt sind einberechnet wird.
Wir fordern, dass Care-Arbeit nicht nach rassistischen, geschlechtlichen oder klassenbezogenen Strukturierungen verteilt wird! Wir fordern eine Umverteilung und Wertschätzung von Care-Arbeit!
Um Gesellschaft neu zu denken, drücken wir für einen Moment die Stopptaste. Weil manche Dinge erst sichtbar werden, wenn sie nicht mehr gemacht werden, heißt Streik für uns: Verweigerung! Wir machen Feminismus zu DER Kampfansage gegen das patriarchale, rassistische, kapitalistische System! Weil die Arbeiten, die wir Frauen* und Queers alltäglich verrichten, vielfältig sind, wird auch unser Streik vielfältig sein!