Nicht selten werden feministische Themen von rechtskonservativen Lagern instrumentalisiert, um ihre rassistischen Ideologien gesellschaftsfähiger zu machen. Im Kontext von sexueller Belästigung, Vergewaltigung, Misshandlung und Femiziden postulieren Rechte und Konservative, weiblich* gelesene Personen, aber auch vermeintlich „westliche“ Errungenschaften vor Geflüchteten, Menschen mit Migrationshintergrund und anderen BIPOC-Personen (Black, Indigenous and other People of Colour) „schützen“ zu müssen. Gewaltverhältnisse und Ungerechtigkeiten werden damit an Nationalitäten rückgebunden. Ihr wahrer Kern, der in patriarchalen und kapitalistischen Strukturen zu finden ist, soll damit unbeachtet und um jeden Preis aufrechterhalten werden, da er eine Grundsäule rechter und konservativer Weltanschauungen darstellt.
Gewalt gegen FLINTA*-Personen wird weder importiert, noch ist es ein Problem, das bestimmten Religionen, Nationalitäten oder Menschengruppen zuzuschreiben ist. Das Schüren von Ängsten vor einer Gefahr, die über vermeintlich „fortgeschrittene“ Gesellschaften hereinbricht, dient einem übergeordneten Narrativ, das die Gesellschaft an rassistischen Prinzipien ausrichten möchte und in keiner Weise mit feministischen Forderungen vereinbar ist. Zusätzlich wird mit Rufen nach Verteidigung der Nation, staatlicher Gewalt und z.B. Abschiebeaktionen ein sogenannter „Gefängnisfeminismus“ befeuert, der Polizei, Justiz und Gefängnis als die Lösung von geschlechtsspezifischer Gewalt darstellt. Uns ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass auch solche gesellschaftlichen Institutionen aus den von uns problematisierten Verhältnissen hervorgehen und nicht die Endlösung, sondern Teil des Problems sind.
Weiters möchten wir die weiße Vorherrschaft, die sich auch in liberal-feministischen Bemühungen breit macht, konsequent aufbrechen. Maßgebliche feministische Errungenschaften, die wir heute als selbstverständlich ansehen, genauso wie feministische Theorien, die die Analyse von Machtstrukturen erleichtern, wurden z.B. von Schwarzen Feminist*innen entwickelt, angestoßen, erkämpft und nicht selten mit dem Leben bezahlt. Nach wie vor sind es vor allem FLINTA*Personen im globalen Süden, die z.B. in Textilfabriken ausgebeutet werden, um den Wohlstand des globalen Nordens zu sichern. Weiße Privilegien müssen auch im feministischen Diskurs reflektiert und radikal-kritisch bearbeitet werden, um einen intersektionalen und antikapitalistischen Kampf zu ermöglichen.
Wir fordern eine transnationale feministische und antirassistische Solidarität, die allen ein gutes und würdevolles Leben ermöglicht und sämtliche Ansätze, die dem entgegenstehen, mit aller Kraft in ihrem Kern bekämpft. Wir fordern die Aufnahme von Geflüchteten, einen Abschiebestopp, den Umsturz aller Strukturen, die weiße Vorherrschaft aufrechterhalten und das Ende der Herrschaft des globalen Nordens über den globalen Süden.